Zielsetzung des Projektes
Das Projekt „Krankenwohnung“ wurde entwickelt für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten im Sinne des § 67 SGB XII, bei denen gleichzeitig ein Bedarf an medizinischer und/oder pflegerischer Unterstützung vorliegt. Finanziert wird das Projekt über „Aktion Mensch“ und Mittel des Landkreises Osnabrück. Ziele sind es den Hilfesuchenden, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind oder in prekären Wohnverhältnissen leben, einen
Rückzugsraum zur Verfügung zu stellen, die Genesung zu fördern und einen niedrigschwelligen Zugang zu weiteren Hilfsangeboten zu ermöglichen.
Projektbeschreibung
Die Krankenwohnung soll erkrankten Wohnungslosen, in Notunterkünften untergebrachten oder in unzumutbaren Wohnverhältnissen lebenden Menschen unabhängig von der sachlichen Zuständigkeit eines Sozialhilfeträgers zur Verfügung stehen. Im Mittelpunkt steht die Sorge um die gesundheitliche Situation der Betroffenen, die an das medizinische Regelsystem herangeführt werden sollen. Aus diesem Handeln heraus können sich weiterführende Schritte im Sinne der Überwindung der besonderen sozialen Schwierigkeiten entwickeln.
Im September 2017 wurden in der Wohnung notwendige Renovierungs- und Reinigungsarbeiten durchgeführt. Die zwei Zimmer, Küche und das Bad konnten mit den erforderlichen Möbeln, Haushaltsgegenständen und sonstigen Einrichtungsgegenständen ausgestattet werden. Entstanden ist eine für die Nutzung gut ausgestattete Wohnung, die
gleichzeitig von zwei Nutzer*innen, jeweils in einem eigenen Zimmer, bewohnt werden kann. Die Wohnung liegt 5 km von der ambulanten Beratungsstelle der Wohnungslosenhilfe Bersenbrück entfernt.
Bisherige Ergebnisse
Die Dauer des Aufenthalts richtet sich nach der Genesungsdauer und ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gab 23 Anfragen von 20 unterschiedlichen Personen seit dem 1.9.2017. Tatsächlich aufgenommen wurden zehn Hilfesuchende. Es gab insgesamt 335 Kontakte mit den Klienten. An 239 Tagen war eines der Zimmer, 127 Tage waren beide Zimmer belegt. Häufig konnten die anfragenden Personen nicht aufgenommen werden, weil die Zimmer
schon belegt waren.
Fünf Personen konnten in weiterführende Hilfsangebote wie die Ambulante Wohnungslosenhilfe und damit in eigenen Wohnraum vermittelt werden. Eine Person hat auch die Suchtberatung in Anspruch genommen und eine Person konnte in die stationäre Eingliederungshilfe vermittelt werden. Acht Personen verließen die Wohnung mit einem Heilungserfolg.
Was ist das Innovative des Projektes?
Die Krankenwohnung ergänzt die in Bersenbrück und Quakenbrück bestehenden Hilfen und schließt eine Lücke in der Versorgung erkrankter wohnungsloser Menschen. Ist der Aufenthalt auf der Straße aufgrund einer akuten gesundheitlichen Problematik nicht möglich, stehen die Betroffenen oft vor einem großen Problem, da die Notübernachtungsstellen am Tag nicht zur Verfügung stehen und eine Nutzungsdauer von drei Nächten der Situation i.d.R. nicht gerecht wird. In der Ambulanten Hilfe gem. § 67 SGB XII stehen keine Betten zur Verfügung, eine stationäre Einrichtung ist nicht vorhanden und Unterstützung durch die Sozialarbeiter*innen kann – wenn gewünscht – für einen längeren Zeitraum nur mit einem entsprechenden Kostenanerkenntnis gewährt werden. Die Krankenwohnung soll mit Blick auf die Fragen der Gesundheitsversorgung eine landesweit bestehende Versorgungslücke im Hilfesystem regional schließen. Sie ist bundesweit im ländlichen Raum einmalig. In Großstädten, wie Hamburg, Berlin und Hannover existieren ähnliche Angebote. Innovativ daran ist, dass die Betroffenen in das medizinische Regelsystem integriert werden, da niedergelassene Ärzte aufgesucht werden. Die Klärung der Krankenversicherung, weiterer behördlicher Angelegenheiten und Unterstützung bei der Inanspruchnahme von
Sozial-und Pflegeleistungen geschehen parallel durch die Sozialarbeit. Das Besondere daran ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizin, Sozialarbeit und Pflege. Die Begleitung während der Genesung erfolgt durch Tatkraft und Zuspruch. Ein wichtiges Ziel ist auch die Bestärkung der Hilfesuchenden, sich wieder in medizinische
Behandlung zu geben und darauf zu vertrauen. Betroffene werden ermutigt erste Schritte zu gehen mit dem Ziel, die Wohnungslosigkeit zu überwinden.
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